Die letzten Wochen waren vollgepackt mit großen und kleinen Erlebnissen und Aufgaben, die den Alltag zwar etwas anstrengend, aber dafür sehr lebendig und bunt gemacht haben:
Erstens natürlich der Weihnachtsmarkt:
Ich habe wirklich gestaunt, was wir hier alles so herstellen, als sich der Saal in einen Verkaufsraum voll von beladenen Tischen verwandelt hatte. Im Alltag sehe ich meistens nur die Sachen die gerade in Bearbeitung sind, also mal drei Teppiche und ein paar Handschuhpaare und Strickherzen (ja, ja, Geschmäcker sind verschieden...) deshalb hat mich die Fülle der gesammelten Waren dann wirklich beeindruckt. Am Tag vor dem Weihnachsmarkt haben wir noch alles mit Tannenzweigen und nelkenbestikten Orangen geschmückt und fühlten uns schon ganz weihnachtlich vor lauter Duft, dazu hat der Schnee vorm Fenster auch noch seinen Teil beigetragen. Am Weihnachtsmarkt selbst war nicht mehr viel Zeit sich weihnachtlich zu fühlen, weil unser kleines Dorf plötzlich voll von Menschen war, die Kuchen essen, Kaffe trinken und Sachen kaufen wollten. Trotzdem hatten wir so viel Kuchen übrig, dass wir die letzten Tage in Torten schwelgen konnten und ich sehr froh bin, dass es jetzt durch den Schnee die Möglichkeit gibt Langlaufen zu gehen oder mit dem Spark herumzufahren und ein wenig Sport zu machen. Außerdem haben Maike und ich vor drei Tagen die Bolderhalle in Trondheim entdeckt und uns einen Muskelkater eingehandelt, der mir jetzt noch Erinnerungen ans Klettern beschert (vorzugsweise beim Melken).
Am Dienstag war dann eines der Großereignisse im Jahr: Der Julebord (Weihnachstisch)
Das ist wohl so eine norwegische Tradition, bei der man sich schön anzieht, fein isst, und danach tanzt (zumindest war das bei uns so). Dazu sind wir mit einem Großteil des Camphills in ein sehr nobles Hotel gegangen, in dem uns ein großer Saal mit Livemusik, die SWR4 in nichts nachsteht, erwartet hat. Nach dem Essen (das zwar für einen Vegetarier nicht so viel zu bieten, aber dafür einen gigantischen Nachtisch hatte) wurden ein paar bekannte norwegische Weihnachslieder geschnulzt und dann wurde getanzt. Allein für das Tanzen hätte sich aber die Unternehmung gelohnt: Ich war völlig überrascht, als ich zur Bühne schaute und gesehen habe, dass ein Betreuter, der in meiner Hausgemeinschaft wohnt und nahezu nie Gefühle zeigt, als erster die Tanzfläche geentert hat und dort mit einem strahlenden Lächeln übers ganze Gesicht tanzte. Die Freude die einige Betreute am Tanzen hatten, war so ansteckend, das sich zeitweise der Großteil von Jossasen auf der Tanzfläche getümmelt hat und auch ich so viel Spaß wie noch selten am Tanzen hatte. Jetzt haben wir jungen Mitarbeiter uns vorgenommen regelmäßig abends Tanz in Jossasen zu veranstalten.
Gerade bin ich aber noch sehr beschäftigt mit meinem anderen kleinen Projekt: Weihnachtskarten machen. Das Camphill verschickt vor Weihnachten knapp 200 Karten die natürlich selbstgemacht sein sollen. Ich habe angeboten dafür die Organisation zu übernehmen (und nein, es kam trotzdem noch zu keinen riesigen Daten- oder Uhrzeitverwirrungen :-) ) und wir hatten schon einen langen Bastelabend an dem wir eine gute Anzahl an Karten herstellen konnten. Trotzdem ist noch einiges zu tun und in meinem Zimmer steht jetzt eine große Kiste voller angefangener Karten, die in ihrer Unfertigkeit nach Aufmerksamkeit schreien. Aber zum Glück ist es ja noch lange hin bis Weihnachten - auch wenn uns zwei Stomausfälle schon Mahlzeiten und Melken bei Kerzenschein beschert haben und uns damit alle in eine gemütliche Vorweihnachtsstimmung versetzt haben. Diese Stromausfälle sind hier wohl nicht so selten, weil es öfters mal windet und dabei auch mal etwas auf die Kabel fallen kann. Aber es ist eine sehr nette Abwechslung im Alltag und ich freue mich schon auf den nächsten.
Es muss wohl sehr schöne Bilder vom Weihnachtsmarkt und dem Julebord geben. Sobald ich sie mir besorgt habe werde ich sie noch nachtragen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen