So, nach den letzten Tagen nehme ich jegliches Geläster über den norwegischen Sommer zurück! Es ist unglaublich warm, oft über dreißig Grad und in den Häusern kaum aushaltbar, da herrschen schon vormittags trotz zugezogener Gardinen saunaähnliche Temperaturen. Aber dafür ist es draußen um so schöner, am bestem im See, dessen Wasser jetzt so warm ist, das wir schon mehrmals ganz durch schwimmen konnten ohne zu frieren. Die Werkstätten haben nachmittags oft geschlossen und wir wenn man gerade nicht baden will, kann man ja immer noch Volleyball oder Fußball spielen, schwitzen tut man ja sowieso. Das macht außerdem sehr großen Spaß, weil dabei auch einige Bewohner mitspielen können. Sonst muss ich natürlich auch einige Aufgaben im Haus machen, zumal alle anderen Mitarbeiter aus meinem Haus gerade im Urlaub sind. Aber zum Glück hilft mir Maike und der Alltag läuft recht entspannt. Am Anfang hat es mich noch sehr gestresst ein ganzes Haus zu organisieren und damit vorübergehend die Verantwortung für vier Bewohner zu tragen, aber inzwischen habe ich mich sehr daran gewöhnt, und genieße jetzt sehr die Freiheiten die das mit sich bringt. Außerdem merke ich, dass ich mich jetzt viel mehr mit dem Haus identifiziere als zuvor und mir deshalb auch die Arbeit leichter fällt, und ich sobald ich ein bisschen Zeit habe Lust dazu bekomme, kleine Projekt anzufangen um das Haus noch ein bisschen schöner zu machen. Letztens habe ich zum Beispiel die Terrasse neu gestaltet, mit vielen Blumen, ein paar Gartenmöbeln und einem herrlichen Liegestuhl (der leider meistens schon belegt ist, wenn man sich hineinsetzten will), jetzt freue ich mich nahezu jeden Tag an ihr und wir benutzen sie viel.
Obwohl wir jetzt nur zwei Mitarbeiter in meinem Haus sind, schaffen wir es relativ oft uns mal gegenseitig einen freien Abend zu gönnen und mal ein bisschen raus zu kommen. Die Sommerabende sind zur Zeit wunderschön und es braucht viel, viel Selbstüberwindung um sich irgendwann mal schlafen zu legen, und ich genieße jeden Abend, an dem ich draußen sein kann. Vor einer Woche war ich zum ersten Mal auf dem Fjord Bootfahren. Jøssåsen hat ein Motorboot dort liegen, und damit sind wir zu fünft angeln gefahren. Es war ein wunderschöner Abend, zu Beginn zwar etwas wolkig, was aber die Stimmung nur noch schöner gemacht hat, weil die Wolken das Sonnenlicht in einzelne Strahlen spalteten, die dann in der Ferne in allen
Farben von blau bis rot auf das Wasser trafen. Außerdem habe ich meinen ersten Fisch gefangen,
einen riesigen Dorsch (riesig für meine Verhältnisse, ich wurde inzwischen belehrt, dass es die in bis zu 10 mal so schwer gibt) der mich so überrascht hat, dass es ein Wunder war, dass ich die Angel nicht von mir geworfen habe. (Bis her kenne ich angeln so, dass man ein paar Stunden einen Köder badet, und dabei wenn man Glück hat mal eine Alge oder zwei aus dem Wasser zieht.) Dieses Mal hatten wir aber am Ende so viel Fisch, dass es für eine Mahlzeit für das ganze Dorf und noch zwei Mittagessen in einzelnen Häusern ausgereicht hat. Das war natürlich wirklich toll, wenn auch nicht ganz so
friedlich wie meine bisherige Variante. Aber der wundervollste Moment war, als ein paar Meter neben unserem Boot Wale zum atmen aufgetaucht sind! Sehr kleine Wale, ich hätte sie eher für Delfine gehalten, aber es war toll sie zu sehen und zu wissen, dass sie da unten so direkt in unserer Nähe herumschwimmen. Von ihnen habe ich leider kein Bild, dafür aber von den Möwen und meinem Fisch.
Eigentlich müsste ich auch noch von meinem Urlaub mit Mirjam schreiben, aber das würde jetzt zu lang werden. Es war aber ein wunderschöner Urlaub, und wirklich toll beim Wandern und in Oslo mehr von Norwegen erleben zu können, und sogar auch mal ein paar Menschen zu treffen, die nicht in Jøssåsen leben. Sobald ich mal wieder ein bisschen Zeit habe will ich davon erzählen.
Freitag, 11. Juli 2014
Sonntag, 1. Juni 2014
Die Kühe sind wieder draußen!!
Vor zwei Tagen haben wir die Kühe zum ersten Mal wieder auf die Weide gelassen. Sie haben sich unglaublich gefreut, und wir bestimmt fast genauso sehr, es ist einfach so schön, sie wieder draußen zu sehen! Die Kälber waren besonders nett, für hat die Welt ja bisher nur aus dem Stall bestanden, und wir mussten sie richtig dazu überreden durch die Tür in die neue, fremde Welt dort draußen zu gehen. Aber dann sind sie herumgerannt und gehüpft wie verrückt und haben ihre neue Freiheit sichtbar genossen. -Bei diesem Weideplatz aber auch kein Wunder, oder?
Mein Brutprojekt ist leider gescheitert. Das ist wirklich schade, die Henne hat super mitgemacht, und hat mit einer unendlichen Geduld vor sich hin gebrütet, die Eier waren aber leider unbefruchtet. Auch von dem 20 Eiern aus dem Brutkasten haben wir nur ein Küken bekommen, das wollen wir unserer Henne aber heute Nacht untermogeln, wir hoffen, dass sie es adoptiert.
Wenn man meine Bloggeinträge so ließt, könnte man denken, dass ich fast nur im Stall arbeite, ganz so ist es aber nicht. Hauptsächlich bin ich am Putzen, Kochen, Waschen, ein bisschen in den Werkstätten und drumrum einfach viel mit unseren Bewohnern beschäftigt, was meistens sehr nett ist, aber sich nicht so sehr verändert, während im Stall ja durch die Jahreszeiten immer verschiedene und für mich neue und interessante Arbeiten anfallen.
Sonst waren die letzten Wochen für mich etwas schwierig, es gab aber auch einige schöne Momente: Zuerst natürlich die sehr schönen Besuche von meinen Omas und Eltern, der eine zufälligerweise genau passend zu unserer "Momo" Aufführung. Die hat so gut geklappt wie noch keine Probe davor und wirklich Spaß gemacht. Ich hoffe bald einige Bilder ergattern zu können, dann werde ich ein paar auch in den Blogg stellen, sonst gibt es aber schon ein paar Bilder auf der facebook-Seite von Jøssåsen. Jetzt genieße ich aber auch meine freien Abende, die davor immer mit Theaterproben gefüllt waren.
Außerdem gibt es immer mehr sonnige, warme Tage, an denen ich jede freie Minute zum Slaglinen / in der Sonne liegen oder einfach draußen sein nutze, und wir Freiwilligen die schönen, hellen Frühsommerabende beim Lagerfeuer am See ausklingen lassen. Und jetzt rückt ja auch schon mein Urlaub in greifbare Nähe!
Zum Abschluss noch eine Preisfrage:
Woran kann man bei einer einstündigen Radtour feststellen, dass man sich in der norwegischen Einöde befindet?
Antwort 1
An den wunderschönen Seen und Wasserfällen.
Antwort 2
Daran, dass die einzigen anderen Verkehrsteilnehmer Schafe sind.
Antwort 3
An den Menschenmassen, die an der Bushaltestelle warten.
Suchbild: Norweger feiern den 17. Mai
Auf das Bild haben sich zwei Ausländer gemogelt; wer kann sie finden? :-) (Tipp: Die Personen im Hintergrund zählen nicht mit)
Samstag, 24. Mai 2014
17.MAI
Vor einer Woche, am 17.Mai war hier Nationalfeiertag, an dem die Norweger die Unterzeichnung des Grundgesetzes vor 200 Jahren feiern. Und zwar tatsächlich feiern, was ich mir erst vorstellen konnte, als ich es gesehen habe. Wir haben den Tag mit einer Versammlung um den Fahnenmast begonnen, wo ein Bewohner dann begleitet von Trompetenklängen und der norwegischen Nationalhymne die Flagge gehisst hat. (Was den lustigen Aspekt hatte, dass wir Mitarbeiter ja zu 99% aus Ausländern bestehen, aber nachdem diese Feier bei unseren Bewohnern einen großen Stellenwert hat, haben wir also auch gejubelt und mit Fähnchen gewinkt wie sich das hier gehört.) Danach gings zum Festfrühstück am norwegisch geschmückten Tisch (Bild), und dann wurde es schon langsam Zeit sich für den Umzug fertig zu machen.
Der Großteil von uns ist dazu nach Hommelvik oder einen noch kleineren Nachbarort gefahren (anscheinend hat hier tatsächlich jeder Ort einen Festumzug), ich habe mich aber einer kleinen Gruppe angeschlossen, die nach Trondheim gefahren ist. Der Anblick der uns dort erwartete war wirklich beeindruckend! Eine Masse an Menschen (wo haben die sich bloß alle bis her versteckt!), die meisten in Trachten und Anzügen, erwartete in den dicht gedrängten Straßen den Umzug. Dieser hat sich dann mit einer Vielzahl an Musikgruppen, Chören, Tanzgruppen, Sprotteams und so ziemlich jeder anderen Vereinigung durch die Innenstadt bewegt, mit einer Blaskapelle, in der auch einige Bewohner aus Jossasen mitspielen fast an der Spitze.
Der Großteil von uns ist dazu nach Hommelvik oder einen noch kleineren Nachbarort gefahren (anscheinend hat hier tatsächlich jeder Ort einen Festumzug), ich habe mich aber einer kleinen Gruppe angeschlossen, die nach Trondheim gefahren ist. Der Anblick der uns dort erwartete war wirklich beeindruckend! Eine Masse an Menschen (wo haben die sich bloß alle bis her versteckt!), die meisten in Trachten und Anzügen, erwartete in den dicht gedrängten Straßen den Umzug. Dieser hat sich dann mit einer Vielzahl an Musikgruppen, Chören, Tanzgruppen, Sprotteams und so ziemlich jeder anderen Vereinigung durch die Innenstadt bewegt, mit einer Blaskapelle, in der auch einige Bewohner aus Jossasen mitspielen fast an der Spitze.
Umzugseindrücke
Obwohl ich den Gedanken einer so großen Feier der Nation zunächst etwas seltsam fand, war es ein wirklich schöner Tag und ein spannender Einblick in die norwegischen Bräuche.Donnerstag, 10. April 2014
Skiseminar, Nordlichtnachtrag und Frühling
So, nachdem ich meinen Blogg jetzt ja einige Zeit schändlich vernachlässigt habe, will ich jetzt versuchen, ein bisschen was nachzuholen. Während sich mein letzter Bloggeintrag ja noch im tiefsten Winter abspielt, ist inzwischen der Frühling auch hier zu erahnen. Es ist unglaublich lange hell, die Schneeflächen schrumpfen und abends ist ein unglaubliches Vogelkonzert zu hören. Vorletztes Wochenende gings aber für uns neue Mitarbeiter nochmal in den Schnee, wir hatten nämlich ein Skiseminar mit den neuen Co-Workern aus allen Camphills Norwegens. Es waren drei wirklich tolle Tage im Gebirge, die mich etwas mit diesem schneelosen Winter hier versöhnt haben.
Diese Kirche haben wir auf dem Weg angeschaut. Es ist eine der ältesten (oder die älteste?) oder besterhaltensten Stabkirchen Norwegens, und wurde noch mit der gleichen Technik wie Wikingerschiffe gebaut. Sehr einladend wirkt sie aber trotzdem nicht.
Da ich jetzt thematisch sowieso schon im Winter gelandet bin, will ich auch gleich noch ein paar Eindrücke von einem unglaublichen Nordlicht nachtragen, das wir vor einiger Zeit gesehen haben und das alles übertroffen hat, was ich mir hätte vorstellen können.
Arbeitsmäßig läuft gerade sonst alles seinen gewohnten Gang, auch wenn insgesamt etwas mehr als sonst zu tun ist, weil wir zur Zeit noch zusätzlich 2-3 Momo Proben in der Woche haben. Eigentlich macht mir das Schauspielern und das ganze Projekt wirklich Spaß, aber so langsam freue ich mich auch darauf, es rum zu habe, weil ich die Texte inzwischen kaum mehr hören kann. Aber ich bin mir sicher, dass da wieder mehr Fahrt reinkommt, wenn es dann erstmal auf die Aufführungen zugeht. (Was ja schon erschreckend bald ist! Mai!)
Im Stall warten wir gespannt auf das nächste Kälbchen (von der Kuh, die ich auf dem Bild weiter unten im Blogg melke), und in wenigen Wochen wird eine ganze Welle von Lämmchen erwartet. Darauf freue ich mich schon sehr!
Ab heute beginnen hier außerdem die Osterferien, in denen die Werkstätten geschlossen sind und wir jeden Tag gemeinsam im Saal Mittagessen, wodurch der Alltag sehr entspannt wird.
Mittwoch, 19. Februar 2014
Nachtrag: Mein erster Urlaub
Hier ein paar Eindrücke von meinem Urlaub mit Eva, in dem wir in dem alten Bergbaustädtchen Røros (einer der kältesten Orte Norwegens! Wir habens gemerkt!) und anschließend noch in Hommelvik waren.
Das Zentrum von Røros - gelegentlich von Pferdeschlitten und Tretschlitten durchkreuzt |
Sonntag, 19. Januar 2014
Kälte, Wind und Eis
Nach einer langen Strecke über Null Grad hat der Winter mit einem zwischenzeitlichen Temperaturabsturz bis -18 Grad wieder losgelegt. Jetzt können wir dafür endlich auf unserem See Schlittschuhfahren und obwohl ich unseren lieben, kleinen Rossweier nicht beleidigen will, ist es doch die wundervollste Eisfläche, auf der ich je gefahren bin! Dort haben wir vor ein paar Tagen im Schein des Vollmonds unsere ersten Runden über das Eis gezogen, um uns herum die dunkel bewaldeten Berge, nur unterbrochen von den leuchtenden Fenstervierecken unserer Häuser. Der Wind hat so stark geblasen, dass wir uns über die ganze Fläche tragen lassen konnten, ohne auch nur einen Fuß zu rühren! (der Rückweg hat sich natürlich dementsprechend anders gestaltet) Ich hoffe, dass wir heute nochmal eine Runde fahren können.
Neben diesen schönen Seiten macht die Kälte manchmal auch etwas Probleme, zum Beispiel wenn in den Ställen die Wasserleitungen zufrieren, und wir damit sehr lange mit Hähne auftauen und Wasser herumtragen beschäftigt sind. Außerdem habe ich festgestellt, dass meine Winterjacken wohl eher auf deutsche Temperaturen ausgelegt sind, und laufe deshalb seid einigen Tagen nur noch in einem riesigen, warmen "varmedress" (so ein Ganzkörperschneeanzug) herumlaufe, der wohl auch meinem lieben Bruder noch zu groß wäre, aber trotzdem (oder gerade deshalb?) ganz hervorragend warm hält.
Auch sonst habe ich gerade eine sehr nette und interessante Zeit, weil ich für etwas mehr als zwei Wochen in ein anderes Wohnhaus umgezogen bin um hier auszuhelfen. Dass ist zum einen sehr nett, weil hier auch Maike (eine andere Freiwillige) wohnt und es dadurch im Alltag nicht so einsam ist wie es mir manchmal in meinem normalen Haus vorkam, und außerdem weil die Dörfler insgesamt doch jünger und lebendiger sind, was eine nette Abwechslung zu meiner größtenteils doch etwas ruhigeren Besetzung im Mortenshus ist.
Jetzt wird es aber Zeit, dass ich mich wieder in meinen Varmedress einhülle um in den Stall zu gehen. Heute Abend haben wir außerdem unsere erste Probe für "Momo", das wir als Theaterstück im Frühling aufführen wollen. Ich bin sehr gespannt, wie das so wird!
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